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DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 13

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Auch zur Winterpause 1980/1981 konnte man sich in der Tabelle der DDR-Oberliga wieder auf den BFC Dynamo verlassen. Nach 13 Spieltagen lag man mit 21 Punkten zwar gleichauf mit dem 1. FC Magdeburg und Dynamo Dresden, jedoch durch das bessere Torverhältnis wie gewohnt auf dem 1. Platz – ganz zur Freude von Erich Mielke und den anderen BFC-Fans. Die Winterpause in der Deutschen Demokratischen Republik wurde regelmäßig schon Ende November eingeläutet, so dass man sich allerorts auf die nahenden Feiertage konzentrieren konnte.

1. (1.) Berliner FC Dynamo 13 9 3 1 39:12 +27 21-5
2. (2.) 1. FC Magdeburg 13 10 1 2 33:13 +20 21-5
3. (3.) Dynamo Dresden 13 10 1 2 26:13 +13 21-5
4. (4.) FC Carl Zeiss Jena 13 9 1 3 32:18 +14 19-7
5. (5.) 1. FC Lokomotive Leipzig 13 7 1 5 31:18 +13 15-11
6. (8.) FC Vorwärts Frankfurt 13 4 4 5 26:26 0 12-14
7. (10.) Hallescher FC Chemie 13 5 1 7 22:23 -1 11-15
8. (6.) Hansa Rostock 13 3 5 5 16:19 -3 11-15
9. (7.) FC Rot-Weiß Erfurt 13 5 1 7 15:28 -13 11-15
10. (9.) Chemie Böhlen 13 4 2 7 12:22 -10 10-16
11. (11.) FC Karl-Marx-Stadt 13 2 5 6 17:26 -9 9-17
12. (12.) BSG Wismut Aue 13 3 3 7 13:30 -17 9-17
13. (14.) BSG Sachsenring Zwickau 13 2 2 9 12:28 -16 6-20
14. (13.) BSG Stahl Riesa 13 1 4 8 18:36 -18 6-20

Ja, auch zu DDR-Zeiten feierte man das Weihnachtsfest. Trotz der angehaucht sozialistisch-kommunistischen Staatsform war das christliche Weihnachstfest samt seinen beiden Weihnachstfeiertagen sozusagen die allerheiligste Feierlichkeit – gleich nach dem Männertag (zumindest bei der männlichen Spezies). An diesen Tagen hatten die Kirchen einen sehr hohen Zulauf, obwohl es eigentlich überhaupt nicht in das politische Weltbild der großen Vorbilder Marx, Engels und Lenin passte.

Natürlich wurde auch das eine Woche später stattfindende Silvester wie jedes Jahr sehr ausgiebig gefeiert. Drei Tage vor dem Jahreswechsel begann der Verkauf von Pyroartikeln in den Drogerien des Landes. Oftmals stellten sich die Menschen deshalb schon morgens ab drei Uhr in langen Schlangen vor den Geschäften an – sehr beliebte Frage: “Gibts hier was?”. Ebenfalls beliebt waren damals die Harzer-Knaller und die extra-fortissimo-Knallraketen. Obwohl die Auswahl im Vergleich zu heute eher spärlich ausfiel, waren diese pyrotechnischen Artikel um ein vielfaches lauter. Die Packung Knaller ga es immerhin für stolze 4 Mark, die Knallraketen das Stück für 1,10 Ost-Mark.

Klar wurde sich kräftig mit der heiß begehrten Ware eingedeckt, denn es sollte ja nach Möglichkeit auch für die Fußball-Events noch lange genug reichen. Die Pyrotechnik war nämlich schon vor 30 Jahren im Umfeld von Fußballspielen sehr beliebt. Zu gewissen Derbys konnte man deshalb oftmals Pyrotechnik im Stadion bewundern, obwohl es offiziell verboten war. Die Kontrollen an den Eingängen der Stadien wurden aber nur schlampig durchgeführt, was ein Abbrennen von Feuerwerkskörpern stets vereinfachte. Erwischt oder bestraft wurde deswegen meistens niemand. Lediglich eine Woche später gab es dann meistens in den Programmheften Rapporte über Verstöße gegen die sozialistische Moral, welche recht gerne gelesen und beschmunzelt wurden. Von sogenannten Hooligans gab es damals noch weit und breit weder etwas zu hören oder zu lesen.

Foto: dhm.de

Foto: dhm.de

Rauchbomben wurden mit einfachen Methoden selber hergestellt und ebenfalls in das Stadion geschmuggelt. Ich kann mich dabei noch an diese Zeichendreiecke und Lineale aus bestimmten PVC aus dem VEB Plaste und Elaste aus Schkopau erinnern. Für ein paar EVP-Pfennige wurden diese Schulutensilien in Massen eingekauft und mittels umwickelteter Silberfolie für andere Zwecke missbraucht. Die weißen, kleinen Tischtennisbälle funktionierten auch ähnlich, nur war das Ergebnis der Qualmentwicklung im Vergleich eher dürftig. Wichtig war, dass man diese DDR-Rauchbombe “Marke Eigenbau” nach dem Entzünden ausblasen und ein kleines Loch in der Aluminium-Folie für den Austritt des Rauches lassen musste. Der Geruch hatte seinen eigenen, speziellen “Duft”, welcher mit Sicherheit stark gesundheitsschädigend war.

Manchmal gingen die Fähigkeiten bei der Herstellung von alternativen Knallkörpern in ungeahnte Weiten. Mit Hilfe von Schwefel (Streichholzkuppen), Magnesium (gab es kostenlos in frisch fertig gestellten Wohnungen der Plattenbauten) und Wunderkerzen wurden teilweise richtige Sprengsätze hergestellt. Man konnte da zuweilen richtig böses Zeug bewundern, die Auswirkungen waren stellenweise vehement. Die jungen Rekruten von der Fahne brachten die Übungsgranaten, mit oder ohne Peifton, heimlich von ihrem Grundwehrdienst mit. Diese Teile hatten sich dort zur Handelsware und auch auf dem Schwarzmarkt zu absolutem Goldstaub entwickelt.

Der Jahreswechsel wurde dann natürlich gemeinsam mit Freunden oder eben mit dem Fußball-Fanclub mit jeder Menge “Sterbehilfe” (Bier) sowie kräftig “Kiwi” (Kirschwhiskey), “Wilde Sau” (Gewürzlikör mit Zitrusnote) oder “Pfeffi” (Pfefferminzlikör), “Klarem” (Nordhäuser Doppelkorn) und “Braunem” (Weinbrand, beispielsweise Goldkrone) begossen.

[Hoppel, z. Zt. in Mannheim]

Alle bisherigen Beiträge unserer Reihe können hier gelesen werden -

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 12

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 11

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 10

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 9

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 8

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 7

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 6

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 5

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 4

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 3

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 2

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 1


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